Graphische Meisterschaft

Studiert, gelebt, gearbeitet in der DDR

Die Ausstellung präsentiert aus der Sammlung der Artothek des LKV das vielschichtige Experimentierfeld Graphik, das während der DDR-Diktatur ein Refugium liberaler Kreise wurde, und dessen Grenzen bis heute von renommierten Künstler*innen in graphischer Meisterschaft weiter ausgelotet werden.

A. Paul Weber-Museum, Ratzeburg
Domhof 5, 23909 Ratzeburg

Öffnungszeiten Di –So 10 –13 | 14 –17 Uhr
www.weber-museum.de

Eröffnung der Ausstellung: 15.12.2023 um 18 Uhr

Es sprechen: Dr. Anke Mührenberg, Leiterin des A. Paul Weber-Museums, Almuth Graetsch, 1.Vors. des Lauenburgischen Kunstvereins e.V. und
Einführung: Anke Dornbach, Leiterin Sammlungen|Forschung| Kunstmuseum Moritzburg Halle|Saale

Führungen mit Falko Behrendt, Künstler und
Augustin Noffke, Künstler und Galerist,
am 14. Januar und 18. Februar 2024 jeweils um 15 Uhr.

Mit dieser Ausstellung leitet der LKV sein Jubiläumsjahr 2024 ein. Wir feiern: 35 Jahre Artothek und 40 Jahre Kunstverein.

In Memoriam
Die Ausstellung ist Hiltrud Lübbert gewidmet. Ihrem außerordentlichen Engagement verdankt die Artothek ihr Bestehen und einen großen Teil der vorhandenen Bilder – insbesondere der Bestand an Werken ostdeutscher Künstler.

Organisation: Regine Bonke

Ausstellungsdauer
vom 16. Dezember 2023 bis 25. Februar 2024

Übrigens – falls ein Bild Ihnen besonders gut gefällt, können Sie es nach Ende der Ausstellung aus der Artothek mit nach Hause nehmen. Wir leihen es Ihnen gerne für eine Weile.

Falko Behrendt
Puchow, Grafik aus der Artothek von Falko Behrendt

Einladungs-Flyer

Holzriss von Wittig
Holzriss von Werner Wittig

Abstraktion und thematische Vielfallt, künstlerische wie technische Brillanz, Aufgreifen internationaler Strömungen oder Bezugnahme auf die Klassische Moderne – die Ausstellung öffnet den Blick auf die Bandbreite und Meisterschaft auf dem Gebiet der Graphik in der DDR.

Die graphischen Künste genossen Im „Land der Graphik“, einen Sonderstatus: Einerseits wurden sie staatlich gefördert, beispielsweise durch hervorragend eingerichtete Werkstätten, auch an Kunsthochschulen besaß das Erlernen graphischer Techniken in der Grundlagenausbildung einen hohen Stellenwert. Gleichzeitig erhielt die Graphik erstaunlich wenig Beachtung von offizieller Seite, denn es waren vor allem Monumentalplastik,Tafel- oder Wandbild, die den bevorzugten Sozialistischen Realismus repräsentierten. Selbst eine staatliche Druckgenehmigung musste erst bei einer Graphikauflage von mehr als 100 Exemplaren eingeholt werden. Auch bei Büchern war die Zensur weniger rigoros: Zwar erreichten Bücher durch hohe Auflagen ein großes Publikum, die Buchtitel oder Illustrationen zum Text konnten dennoch wesentlich freier gestaltet werden, als dies bei Gemälden in offiziellen Ausstellungen möglich gewesen wäre. Beispielsweise konnte der Graphiker und Buchillustrator Hans Ticha seine an Pop Art und an russischem Konstruktivismus orientierten Gemälde, die als formalistisch verpönt waren, in der DDR nur einem kleinen Zirkel Eingeweihter zeigen, während er als Illustrator in derselben Ästhetik 73 Bücher und zahlreiche Einbände illustrierte.

Die Ausstellung präsentiert unter mehreren verschiedenen Kapiteln rund 50 Arbeiten und 30 künstlerische Positionen aus der Sammlung der Artothek des Lauenburgischen Kunstvereins in Mölln. Der Fokus liegt auf Graphiken von Künstler*innen, die in der DDR an den renommierten Kunsthochschulen in Berlin, Dresden und Leipzig studierten.

Mit Carlfriedrich Claus, Roger Loewig und Klaus Süss sind auch Autodidakten vertreten. Was in der BRD nicht unüblich war, war in der DDR selten. Klaus Süss hatte das Glück 1986 in den Verband Bildender Künstler aufgenommen zu werden, was ihm die offizielle Ausübung des Berufs auch ohne Akademische Ausbildung erlaubte, ohne sich strafbar zu machen.

Die Ausstellung spannt einen zeitlichen Bogen von Wolfgang Mattheuer, dem bekanntesten Vertreter der Leipziger Schule, der 1947 in der Sowjetischen Besatzungszone sein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig begann, bis zu Christiane Baumgartner. Die Künstlerin schrieb sich 1988 in Leipzig an der HGB ein und wechselte 1995 nach dem Fall der Mauer an das Royal College of Art nach London. Ihr Holzschnitt „A2, Abzweig Lehrte III“ von 2004 ist die jüngste der ausgestellten Arbeiten.

Mit der Präsentation seiner graphischen Schätze aus der Artothek startet der Lauenburgische Kunstverein in sein Jubiläumsjahr:

40 Jahre Kunstverein und 35 Jahre Artothek.
Die Artothek, eine Sammlung zum Ausleihen von Kunst für alle, wurde 1989 von den drei Kunstvereinsmitgliedern Regine Bonke, Jörn Herold und Hiltrud Lübbert gegründet. Insbesondere durch Hiltrud Lübbert (gest. 2019) und ihre freundschaftlichen Kontakte zu Künstler*innen mit DDR-Biografie, ist dieser Sammlungsbestand heute so umfangreich und enthält besondere graphische Techniken. Diese Kontakte bestanden auch schon, als die Grenze noch geschlossen war und sie zur Freude der Graphikliebhaber Blätter unten zwischen dem Zeitungspapier in der Apfelkiste „herausgeschmuggelt“ hat.

Hiltrud Lübbert ist daher die Jubiläumsausstellung gewidmet.
(Text Susanne Petersen, Kunsthistorikerin MA)

Wir freuen uns, dass Anke Dornbach uns das Manuskript ihrer Rede zur Verfügung gestellt hat. Darin werden einige im Umlauf befindliche Ansichten über die sogenannte „DDR-Kunst“ eindrucksvoll beleuchtet und richtig gestellt :
Rede zur Eröffnung der Ausstellung Graphische Meisterschaft von Anke Dornbach, Abteilungsleiterin Sammlungen Kulturstiftung Sachsen Anhalt Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)

Hier können Sie auch noch das Begleitblatt zur Ausstellung nachlesen, dass die Kunsthistorikerin Susanne Petersen, FD Museen und Kreisarchiv Kreis Herzogtum Lauenburg, erstellt hat.

Horst Hussel, Mölln
Mölln, Radierung von Horst Hussel